Neues von Margot – Jetzt gegen Martin

Martin Luther

Martin Luther

Unsere Ex-Bischöfin Margot, geborene Schulze, geschiedene Käßmann, zieht mal wieder zu Felde. Nein, nicht gegen die Heiden, sondern gegen den längst verstorbenen Dr. Martin Luther. Dem unterstellt sie ganz schlimmen Antisemitismus. Hat der doch vor beinahe fünfhundert Jahren eine Schrift verfasst: „Von den Juden und ihren Lügen“.  Was Margot verschweigt: Martin Luther hat noch ganz andere Schriften verfasst. So zum Beispiel „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“ oder „Von Kriege wider die Türken“.    Heutzutage regt sich kein Agrarlobbyist darüber auf; kein türkischer Botschafter interveniert. Was bewegt also Margot, den alten Kram wieder hervorzuholen?

 Ihr Text trägt die Überschrift „Die dunkle Seite der Reformation“. Erschienen am Karsamstag als Gastbeitrag in der FAZ. Verfasst in fehlerfreien Deutsch. Die Autorin stand somit bei der Niederschrift des Textes aller Wahrscheinlichkeit nach nicht unter dem Einfluss berauschender Getränke. Dunkle Seite der Reformation? Wer sich einmal die Skulptur der →„Judensau“ an der Außenfassade des Regensburger Doms angesehen hat, der weiß, daß Antisemitismus zu jener Zeit keineswegs ein Privileg der reformierten Kirche war.

 Aber die evangelische Seelenhirtin Käßmann spannt sehr schnell den Bogen zur Neuzeit. Sie schreibt: „Bis auf wenige Einzelne versagte die evangelische Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus, weil sie Menschen jüdischen Glaubens nicht schützte und sich den Holocaust nicht vehement entgegenstellte.“  Das ist verquere Nestbeschmutzung. Zum einen gab es mit der „Bekennenden Kirche“ zur Zeit des Dritten Reiches eine mutige Opposition der evangelischen Geistlichkeit gegenüber dem Regime.  Denn  die NS-Machthaber hatten  mit der  Organisation der „Deutschen Christen“  nichts geringeres vor als die Auslöschung der traditionellen christlichen Glaubensgemeinschaften.   So schreibt das Online-Lexikon Wikipedia:

 Eine Denkschrift der Bekennenden Kirche an Hitler im Mai 1936, welche weit über kirchenpolitische Fragen hinausging und so beispielsweise Konzentrationslager verurteilte, führte zu massenhaften Verhaftungen und Verfolgungen von Geistlichen.

 Man hätte erwartet, daß Margot die Passionszeit  2013  zum Anlass nimmt, auch an das Leiden Ihrer Glaubensgenossen zur Zeit der NS-Herrschaft zu erinnern.

 Die eigentliche Infamie: Die Ex-Bischöfin unterstellt den Seelsorgern zur Zeit des Dritten Reiches so ganz nebenbei umfassende Kenntnis vom Holocaust, dem sie sich seinerzeit  „vehement entgegenstellen“ sollten. Wenn selbst altgediente Wehrmachtsoffiziere und Soldaten wie Helmut Schmidt oder Hans-Dietrich Genscher als noch lebende Zeitzeugen bestätigen, erst nach Kriegsende vom organisierten Judenmord erfahren zu haben, was hätte ein einfacher Landpfarrer wissen sollen? Selbst der Bischof  von Münster, der spätere Kardinal Graf Galen, war unwissend. Sonst hätte er in seinen legendären Predigten   nicht nur gegen die Euthanasie, sondern auch gegen die Judenvergasung gewettert.   Er hat sich übrigens auch öffentlich in seinen Predigten für den im KZ inhaftierten evangelischen Pastor Martin Niemöller eingesetzt. Die Vokabel Holocaust tauchte erst über dreißig Jahre später im Sprachgebrauch auf.

 Margot Käßmann konstatiert am Schluss ihres Pamphletes: „… in Deutschland kommt der Antisemitismus auf erschreckende Weise immer wieder zum Vorschein“. Hier sieht Margot Gespenster. Denn Antisemitismus wird zwar häufig beschworen, aber selten manifestiert.  Aus einem einfachen Grunde: Wer in Deutschland auch nur in die Nähe eines Anscheins von Antisemitismus gelangt, der hat Amt und Karriere verspielt. Philipp Jenninger, Martin Hohmann, Jürgen Möllemann sind nur einige beredte Beispiele. Und  fanatische Islamisten hat Margot vermutlich nicht in Visier. Irgendwie erinnert das an die Gespenstererscheinung, die weiland Martin Luther heimsuchte, als er auf der Wartburg das →Tintenfass nach dem Leibhaftigen warf. Leider ist nicht überliefert, welcher Alkoholpegel  seinerzeit in den Adern des streitbaren Reformators pulsierte, als er den Teufel zu sehen glaubte. Womit wir wieder beim Anfang wären.

 Wer das ganze Elaborat von Margot Käßmann lesen will, bitteschön (auf den Artikel klicken):

Die dunkle Seite der Reformation nach Margot Käßmann

Die dunkle Seite der Reformation nach Margot Käßmann

Hier der Link zur Diskussionsseite:

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/fremde-federn-margot-kaessmann-die-dunkle-seite-der-reformation-12131764-l1.html

Nachtrag:

Am 19. April wurde dieser Beitrag nahezu ungekürzt als Leserbrief in der FAZ veröffentlicht:

 

Leserbrief FAZ 19.April 2013

Leserbrief FAZ 19.April 2013